Macht euch nackich!

    • Paule, wenn du für dich in Anspruch nimmst, du seiest wie du bist, dann gestehe anderen bitte auch dieses Recht zu. 8)

      Auch ich bin wie ich bin und werde, wenn ich es für nötig oder angebracht halte, meine Meinung posten. Und wenn ich der Ansicht bin, dass ich für jemand anderen "sprechen" möchte, dann werde ich das auch zukünftig tun (das schließt dich übrigens nicht aus). ;)
      Im Gegensatz zum Hirn meldet sich der Magen wenn er leer ist.
    • Traumtänzer, du hast im ersten Absatz schon Recht. Egal ob Schuhverkäufer oder Banker, jeder sollte diese Arbeiten annehmen können. Aber du bedenkst nicht, daß ein Banker viel mehr Geld (nicht nur) in die Arbeitslosenkassen eingezahlt hat und nach einem Jahr Arbeitslosigkeit dann auf der selben Stufe steht, wie ein Schuhverkäufer. Das kann doch nicht angehen.

      Warum macht man es denn nicht so, daß man je mehr und länger man in die Arbeitslosenversicherung (ALV) eingezahlt hat, umso länger man Arbeitslosengeld bekommt. Denn die bisherigen Regelung, daß man nur maximal 1 Jahr lang ALG bekommt, ist doch ein Hohn für jemanden, der 50 Jahre lang eingezahlt hat und plötzlich arbeitslos wird, gegenüber jemanden, der in seinem Leben nur ein Jahr gearbeitet hat und dann arbeitslos wird. Beide kriegen beim gleichhohen früheren Lohn die selbe Höhe an ALG. Das ist doch regelrechte Verarschung.

      Warum kann dieser jemand, der solange eingezahlt hat, die Früchte seiner Einlagen in die Arbeitslosenkasse nicht auskosten? Warum? Weil seine Einlagen einfach für andere Leute mitverwendet werden. Damit muss Schluss sein.

      Jemand, der solange eingezahlt hat, darf nicht mit Müllaufsammeln oder Parks säubern behelligt werden, weil er doch in die ALV eingezahlt hat und daraus muss ihm dann solange ausgezahlt werden, bis das eingezahlte Geld ausgeht.

      Und dann die Regelung, daß man nach 1 Jahr ALG jetzt ALG II bekommen wird, was aus Steuern finanziert wird, obwohl das ja gar nichts mit der Arbeitslosenversicherung zu tun hat, ist ja an Dummheit nicht zu überbieten. Die frühere Regelung war ja identisch, dort hieß das Kind statt ALG II ALH, aber die wurde ja auch aus Steuern finanziert.

      Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich in der ALV zwangsversichert bin, wenn ich nach Jahrzehnten meiner Arbeit doch eh nur maximal ein Jahr lang davon ausgezahlt werde? Das Geld könnte ich mir doch jeden Monat selbst ansparen und bei einer evtl. Arbeitslosigkeit ziemlich gut davon auskommen und müsste mein Geld nicht mit anderen, die gar nicht so lange eingezahlt haben, teilen.

    • Warum macht man es denn nicht so, daß man je mehr und länger man in die Arbeitslosenversicherung (ALV) eingezahlt hat, umso länger man Arbeitslosengeld bekommt.


      Weil das nicht dem Solidaritätsprinzip entspricht und darauf beruht nun mal unser Sozialsystem (noch). Wieviel soll denn deiner Meinung nach jemand bekommen, der wenig oder gar nichts eingezahlt hat/einzahlen konnte?
      Im Gegensatz zum Hirn meldet sich der Magen wenn er leer ist.
    • Paulchen,

      mit dem Sparen hast du nicht unrecht - sparen um des Sparens willen bringt nichts. Wofür spart man denn? Um in Notzeiten was zu haben. Insofern finde ich es schon legitim, daß Ersparnisse aufgewendet werden sollen, um eine Phase der Arbeitslosigkeit zu unterstützen. Aber: Wenn das so weit geht, daß sämtliche Rücklagen, die man sich für das Alter aufgespart hat, aufgebraucht werden, ist das nicht nur unsozial, sonder auch insofern blödsinnig, als der Staat dann halt einige Jahre später für die Leute aufkommen muß. Wo ist da die Logik?

      Was die Zumutbarkeit angeht: Ich habe ja schon öfter geschrieben, daß ich der Ansicht bin, daß es eine Reihe Leute gibt, die nicht arbeiten, obwohl sie könnten. FüÜr diese Leute müssen Anreize geschaffen werden, zu arbeiten. Aber: Man soll Anreize schaffen, nicht die Leute zwingen. Den Vergleich von Paulchen mit "Adolfs Zeiten" finde ich leider sehr passend, auch wenn ich solche Vegleiche normalerweise nicht mag, weil sie dazu tendieren, die Nazi-Zeit zu verharmlosen. Mein Hauptargument gegen die "Zumutbarkeit" ist eben das, daß man nie wieder einen ausbildungsadäquaten Job bekommen wird, wenn man mal ein halbes Jahr lang Spielplätze zwangsgeputzt hat. Und diese Ausbildungsadäquatheit hat durchaus Sinn: Nur sie bringt Leute dazu, in eine Ausbildung Zeit und Geld zu investieren. Das müssen wir natürlich nicht bedauern, wenn wir uns damit abfinden wollen, zu einem Billiglohnland zu werden. Dann können wir auch weiter die Unis kaputtsparen. Rosige Aussichten.

      Noch eins: Bislang war die Arbeitslosenversicherung eine Risikoversicherung, bei der man einen Rechtsanspruch auf Leistung hatte, wenn der versichtere Schadensfall eingetreten war, und zwar ohne Prüfung der Bedürftigkeit. Bei einer KFZ-Versicherung fragt mich auch keiner, ob ich den Schaden nicht vielleicht selbst bezahlen kann, die zahlt auch, wenn ich Millionär bin. Warum es rechtlich möglich ist, das mit einem Fürsorgesystem zusammenzulegen (bei dem es ja schon immer eine Bedürftigkeitsprüfung gab), ist mir ein Rätsel.
    • @ Paulchen Panther

      Eine Eigenart dieses Forums ist es, daß alle Mitglieder in einer Gemeinschaft zusammenstehen und wenn es den Anschein hat, daß etwas aus dem Ruder läuft, kommen entsprechende Reaktionen

      Sollte ich mal in diesem Forum lesen, daß mich jemand verteidigt, würde ich mich geehrt fühlen. Das zeigt mir nämlich, daß ich hier respektiert und geachtet werde. Und daher würde ich das gleiche auch tun. Wie auch Pete sagte. Und das hat nix mit Plessierchen zu tun.

      Um mal wieder aufs eigentliche Thema zu kommen, habe ich einen link gefunden, der mal einige Fragen zu dem Thema beantwortet.

      heute.t-online.de/ZDFheute/art…67,WIRT-0-2146031,00.html
      "Ich gebe immer 100% bei der Arbeit:
      Montag: 20%, Dienstag: 14%, Mittwoch: 12%, Donnerstag: 24%, Freitag: 10%, Samstag: 16%, Sonntag: 4%


      <------ mit ohne Smilie
    • @Paulchen

      Klar es klingt unfair, es ist es ja auch. Ob man nun 2 Jahre oder 30 eingezahlt hat oder auch die verwendung von Steuergeldern. Letztlich ist die Aktion nur eines. Der Offenbarungseid der Regierung. Es ist einfach kein Geld da. Man kann nicht auf Dauer erwarten das die Arbeitnehmer 4 Millionen Arbeitslose und eine wachsende Schar von Rentnern versorgen. Das mag in guten Zeiten klappen, aber nicht wenn die Bevölkerung immer Älter wird und weniger junge nachkommen und die dann noch auf der Straße sitzen...

      Letztlich ist der Karren wohl so im Dreck das dafür Steuergelder zweckentfremdet werden müssen, die dann anderswo fehlen...


      Was nützt es mir wenn ich heute als 23jähriger anfange zu Riestern? Was ist das Geld noch wert oder muss ich damit eventuell mal eine Arbeitstechnische Durststrecke bewältigen? Was bleibt dann im Alter? Warum überhaupt fürs Alter sparen?
      “Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
      Benjamin Franklin

    • Was nützt es mir wenn ich heute als 23jähriger anfange zu Riestern? Was ist das Geld noch wert oder muss ich damit eventuell mal eine Arbeitstechnische Durststrecke bewältigen? Was bleibt dann im Alter? Warum überhaupt fürs Alter sparen?


      Da muss ich als Kredithai :grins: was zu sagen: Es bringt dir höchstwahrscheinlich wesentlich mehr, als wenn du nicht sparst.

      Ansonsten stimme ich dir zu. Hier gilt leider dasselbe wie auch im Rest des Sozialsystems (sh. unsere Diskussion über die Praxisgebühr): Es muss eine richtige Reform her und nicht NUR Beschneidungen der Leistungen. Das Problem der Arbeitslosigkeit lässt sich halt nur durch Wirtschaftswachstum lösen und da hilft uns Hartz IV wohl kaum weiter.
      Im Gegensatz zum Hirn meldet sich der Magen wenn er leer ist.
    • Das genau ist der springende Punkt.
      Alles andere ist Flickschusterei und das Problem verlagert.

      Reden wir über die Schattenwirtschaft... Lohndumping...

      Wenn ich heute sehe, daß Bürger für einen Stundenlohn von 3 Euro arbeiten, welche Chancen hast Du?... wenige

      Im Dienstleistungsbereich werden fast nur noch Menschen aus Osteuropa genommen...warum wohl...

      Wenn wir dieses nicht in den Griff bekommen... haben wir in Kürze Harz V Harz VI usw...
      "Ich gebe immer 100% bei der Arbeit:
      Montag: 20%, Dienstag: 14%, Mittwoch: 12%, Donnerstag: 24%, Freitag: 10%, Samstag: 16%, Sonntag: 4%


      <------ mit ohne Smilie
    • Mein Hauptargument gegen die "Zumutbarkeit" ist eben das, daß man nie wieder einen ausbildungsadäquaten Job bekommen wird, wenn man mal ein halbes Jahr lang Spielplätze zwangsgeputzt hat. Und diese Ausbildungsadäquatheit hat durchaus Sinn: Nur sie bringt Leute dazu, in eine Ausbildung Zeit und Geld zu investieren.


      Warum? Wenn man nach einem Jahr nichts gefunden hat was der eigenen Qualifilation entspricht muss man eben Abstriche machen. Und wenn man soviele Abstriche macht das man ALGII beantragen muss... Wenn man dadurch später keinen gutbezahlten Job mehr kriegen sollte ist dieses nicht staatlich sanktioniert sondern entstammt der Überheblichkeit einiger Personalchefs...

      Es geht ja auch nicht darum z.B. ein Arzt jetzt Spielplätze putzen zu schicken. Aber warum den nicht mal in einer Notunterkunft für Obdachlose vorbeischicken? Wenn das seinen "Marktwert" senkt stimmt was im System nicht...
      “Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
      Benjamin Franklin
    • Das kann aber nicht Sinn der Sache sein.


      Was eine richtige Reform betrifft. So dreckig gehts uns noch nicht...

      Dafür bräuchten die Beteiligten 4 Jahre die Mehrheit im Bundesrat und Bundestag, ein absolutes Streikverbot und vor allem keinerlei Intresse an einer weiteren Legislaturperiode...
      “Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
      Benjamin Franklin
    • Original von Traumtänzer
      Wenn man nach einem Jahr nichts gefunden hat was der eigenen Qualifilation entspricht muss man eben Abstriche machen. Und wenn man soviele Abstriche macht das man ALGII beantragen muss... Wenn man dadurch später keinen gutbezahlten Job mehr kriegen sollte ist dieses nicht staatlich sanktioniert sondern entstammt der Überheblichkeit einiger Personalchefs...

      Es geht ja auch nicht darum z.B. ein Arzt jetzt Spielplätze putzen zu schicken. Aber warum den nicht mal in einer Notunterkunft für Obdachlose vorbeischicken? Wenn das seinen "Marktwert" senkt stimmt was im System nicht...
      Erstens geht es meiner Ansicht nach genau darum, einen Arzt jetzt Spielplätze putzen zu schicken. Und zweitens sehe cih nicht, daß Harzt IV an der Überheblichkeit einiger Personalchefs irgendetwas ändern würde. Wie zitierte der Spiegel doch kürzlich einen Personalchef? Bewerbungen von Arbeittslosen sehe ich mir nicht an. Meinst du wirklich, daß sich diese Einstellung ändert, wenn im Lebenslauf statt des Wortes"arbeitsuchend" steht, daß man ein Jahr lang Spielplätze geputzt hat?!

      Du hast recht, das System stimmt nicht - es hat seinen Offenbarungseid geleistet.

      Und den Großkonzernen werden weiterhin Zugeständnisse gemacht - siehe auch "Praxisgebühr"-Thread.
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Bewerbungen von Arbeittslosen sehe ich mir nicht an. Meinst du wirklich, daß sich diese Einstellung ändert, wenn im Lebenslauf statt des Wortes"arbeitsuchend" steht, daß man ein Jahr lang Spielplätze geputzt hat?!



      Also macht es keinen Unterscheid ob man "nur" arbeitslos war oder eben "zwangsverpflichtet" wurde. So oder so kriegt man keinen angemessenen Job mehr. Warum also nicht?
      “Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
      Benjamin Franklin
    • Dazu: Die Leute die mal 1-3 Monate zur Überbrückung arbeitslos waren sind ja nicht das Problem. Das Problem sind die Langzeitarbeitslosen. Dieses sind es ja, die leider in den seltensten Fällen den Wiedereinstieg schaffen. Bewirb dich doch mal irgendwo mit der Angabe 2 Jahre arbeitslos zu hause gesessen zu haben. Ich bin irgendwie der Auffassung das fachspezifischer Sozialdienst da sogar hilfreich sein kann.

      Gegen Vorschläge wie Spielplatz putzen muss natürlich angegangen werden. Das nimmt anderen ihre Arbeitsplätze weg und erlaubt es den Kommunen sich entsprechend gesundzustoßen. Das darf nicht sein.
      “Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
      Benjamin Franklin