" Sende aus deinen Geist! Und erneuere das Angesicht der Erde! Dieser Erde! "
Johannes Paul II.
Warszawa, 02. Juni 1979
Karol Józef Wojtyla
Karol Józef Wojtyla wurde am 18. Mai 1920 in Wadowice (Polen), einem Städtchen 50 Kilometer von Kraków entfernt, geboren.
Er war der jüngere der beiden Söhne von Karol Wojtyla, einem Offizier, und Emilia Kaczorowska.
1929 starb seine Mutter, sein Bruder Edmund starb 1932, und der Vater verstarb 1941.
Nach seinem Hochschulabschluß nahm Karol Wojtyla im Jahre 1938 ein Philosophie- und Literaturstudium an der Universität Kraków auf.
Unter der ab 1939 in Polen errichteten deutschen Besatzung war die Universität geschlossen. Um der Deportation nach Deutschland zu entgehen, arbeitete Karol Wojtyla von 1940 bis 1944 in einem Steinbruch und anschließend in einer Chemiefabrik. In diesen Jahren entdeckte er für sich die Theologie.
Am 01. November 1946 erhielt er die Priesterweihe in Kraków, und es schloß sich ein zweijähriges Studium an der päpstlichen Universität Angelicum in Rom an. Während der Semesterferien arbeitete er seelsorgerisch unter den polnischen Immigranten in Frankreich, Belgien und Holland. 1948 kehrte Karol Wojtyla nach Polen zurück und beendete 1951 sein Theologiestudium mit der Promotion in Kraków.
Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit als Kaplan in der Erzdiözese Kraków bemühte sich Karol Wojtyla um seine wissenschaftliche Weiterqualifizierung zunächst als Assistent an der Universität Kraków.
1953 habilitierte er an der Katholischen Universität Lublin, wo er einen Lehrstuhl für Moraltheologie übernahm. Am 04. Juli 1958 berief Papst Pius XII. Karol Wojtyla zum Titularbischof von Ombi, am 28. September 1958 folgte die Berufung zum Weihbischof von Kraków.
In diesen Ämtern setzte sich Bischof Wojtyla für eine philosophisch-theologische Erneuerung des Katholizismus und die katholische Laienbewegung ein.
Am 13. Janaur 1964 wurde Karol Wojtyla von Papst Paul VI. zum Erzbischof von Kraków berufen. 1962 bis 1966 wirkte er für das Vatikanische Konzil an der Abfassung wichtiger Lehrtexte mit.
Nach seiner Nominierung zum Kardinal am 26. Juni 1967 unterließ er wenige Monate später im gemeinsamen Protest mit den polnischen Bischöfen die Reise zur Bischofssynode in Rom, um damit gegen die Bevormundung der polnischen Kirchenführung, namentlich des streitbaren Kardinals Wyszynski, durch den sozialistischen Staat Stellung zu beziehen.
1974 feierte Karol Wojtyla anlässlich eines Besuchs in der Bundesrepublik Deutschland mit deutschen Priestern einen Versöhnungsgottesdienst im ehemaligen Konzentrationslager Dachau.
Ioannis Pauli II
Am 16. Oktober 1978 wurde Kardinal Karol Wojtyla nach dem plötzlichen Tod von Papst Johannes Paul I. zum neuen Bischof von Rom und Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt.
" Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!
Helft mir, daß ich euch zu dienen vermag! "
Johannes Paul II.
Roma, 22. Oktober 1978
Johannes Paul II. errang bereits durch seine ersten öffentlichen Auftritte aufgrund seiner Kontaktfreude und Offenheit eine ungewöhnliche Popularität.
Er entfaltete eine immense Reisetätigkeit in alle Kontinente, wo er durch seine Einmischung in die politischen Verhältnisse, durch seine Mahnungen zur sozialen Verantwortung, durch sein Eintreten für die Grund- und Menschenrechte sowie seine Verurteilung von Neoliberalismus, Rüstungswettlauf und Krieg die Massen mobilisierte. Ausdruck dieser politischen Berufung des Papstes waren neben seinen Besuchen bei der UNO und im Weißen Haus vor allem die Polen-Reisen von 1979, 1983 und 1987, die den politischen Reformprozess in seiner Heimat nachhaltig bestärkten.
Am 13. Mai 1981 verübte der türkische Rechtsextremist Mehmet Ali Agca einen Mordanschlag auf Johannes Paul II., von dem sich dieser erst nach mehreren Monaten erholte.
Die Hintergründe des Attentats, dessen Urheber im Juli 1981 in Rom eine lebenslange Haftstrafe erhielt, sind bis heute nicht vollständig geklärt.
Trotz der Popularität des Papstes vor allem in den Ländern der sogenannten Dritten Welt haben sich die anfänglichen Hoffnungen auf eine liberale Kirchenführung letztlich nicht erfüllt.
Seine konservative und fundamental-dogmatische Haltung gegenüber den drängendsten innerkirchlichen und gesellschaftlichen Problemen der Zeit haben ihm vielmehr in der Öffentlichkeit manchen Widerspruch beschert. Dies gilt besonders in so umstrittenen Fragen wie etwa der des Zölibats, der Laienpriester, der innerkirchlichen Integration von Frauen, der Geburtenkontrolle wie überhaupt der unter der Bedrohung von Aids überholt und lebensgefährdend erscheinenden katholischen Sexualmoral. Ausdruck der inzwischen auch unter deutschen Theologen umstrittenen Glaubens- und Sittenlehre des Papstes waren sein “Weltkatechismus” und die Moralenzyklika “Veritatis splendor” (“Glanz der Wahrheit”) von 1993.
Zugleich setzte seine Öffnung gegenüber dem Protestantismus 1983 und ein Jahrzehnt später gegenüber dem Judentum aber auch neue Akzente im gegenseitigen Umgang der Kirchen und Religionen.
" Laßt uns eine neue Zukunft aufbauen, in der es keine antijüdischen Gefühle seitens der Christen und keine antichristlichen Empfindungen seitens der Juden mehr geben wird, sondern vielmehr die gegenseitige Achtung, wie sie jenen zukommt, die den einen Schöpfer und Herrn anbeten und auf Abraham als unseren gemeinsamen Vater im Glauben schauen. "
Johannes Paul II.
Yad Vashem (Jerusalem), 23. März 2000
Mit diplomatischem Geschick drängte er gegenüber den sozialistischen Staaten auf mehr Freiheiten für die Kirche, zum Teil mit Erfolg, wie etwa 1988 die Zulassung von Bischofsweihen in der CSSR zeigte.
Hinzu kamen überraschende Zugeständnisse des Papstes gegenüber den Wissenschaften und den historischen Verfehlungen der Kirche wie etwa 1992 und 1993 die Rehabilitation der Astronomen Galileo Galilei (1691-1736) und Nikolaus Kopernikus (1473-1543).
Gegenüber den neueren Weltkonflikten nach 1989 wandelte Johannes Paul II. seine Position von einer anfänglich betont pazifistisch-neutralen Stellungnahme zu engagierter Einmischung. 1991 verurteilte er unter Distanzierung von Israel den von der UNO sanktionierten Militärschlag gegen den Irak.
1993 räumte der Papst im Bosnien-Konflikt die mögliche Legitimität eines gewalttätigen Vorgehens zur Beendigung der Menschenrechtsverletzungen ein.
Nach den terroristischen Anschlägen gegen die USA vom 11. September 2001 verurteilte das katholische Kirchenoberhaupt sowohl religiös motivierten Terrorismus als auch dessen leichtfertige Gleichsetzung mit dem Islam.
Im Zuge der israelischen Militäroffensive gegen palästinensische Territorien kritisierte Papst Johannes Paul II. im Frühjahr 2002 mit ungewöhnlicher Schärfe die Gewaltexzesse Israels im Heiligen Land.
Im Jahre 2003 verurteilte der Heilige Vater den amerikanischen Krieg gegen den Irak.
Seit dem Beginn seines Pontifikats am 16. Oktober 1978 unternahm Papst Johannes Paul II. insgesamt 104 Pilgerreisen außerhalb Italiens und 146 Pilgerreisen in Italien.
Als Bischof von Rom besuchte er 317 von 333 Gemeinden.
An seinen über 1.160 Mittwochs-Audienzen nahmen mehr als 17,6 Millionen Pilgerer teil, so viele wie bei keinem Papst vorher.
" Man kann nicht nur auf Probe leben!
Man kann nicht nur auf Probe sterben!
Man kann nicht nur auf Probe lieben, nur auf Probe und Zeit einen Menschen annehmen! "
Johannes Paul II.
Köln, 15. November 1980
" Barmherzigkeit. Ich bitte um Barmherzigkeit. "
Ioannis Pauli II