Umgang mit Behinderten

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    • Umgang mit Behinderten

      spiegel.de/panorama/0,1518,300580,00.html

      Ich stelle mir lieber nicht vor, was dieser Mensch für Qualen gelitten hat, bis er aus diesem improvisierten Grab befreit wurde.

      Wie gewissenlos - und bar jeglichen Mitgefühls - muß man sein, um einen anderen Menschen derart zu quälen? Das darf imo nicht mal im Vollsuff passieren!

      Kürzlich las ich von einer Urlauberin, die ihren Reiseveranstalter verklagt hat, weil sie sich am Urlaubsort durch eine Gruppe Behinderter belästigt fühlte. Ich finde leider die Quelle nicht mehr, und ich weiß auch nicht, ob der Veranstalter zahlen mußte.

      Mich würden mal eure Erfahrungen - soweit vorhanden - mit Behinderten interessieren. Gibt es überhaupt Berührungspunkte?
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Da gibt es nur ein Wort: pervers.

      Ich glaube, dass deine Frage so schwer zu beantworten ist. Es ist wohl davon abhängig, welcher Art und Schwere die Behinderung ist.

      Ich habe im näheren Bekanntenkreis einen Rollstuhlfahrer. Das Verhältnis ist wie zu einem Nicht-Behinderten. Auch insgesamt bin ich der Ansicht, dass mit körperlichen Behinderungen leichter umzugehen ist, als mit geistigen (seitens des Nicht-Behinderten). Zumindest geht es mir so.

      Grundsätzlich versuche ich, mich ganz "normal" diesen Menschen gegenüber zu verhalten. Ob mir das gelingt....? In der Kundschaft habe ich, zwangsläufig (geistig Behinderte sind geschäftsunfähig und benötigen einen gesetzlichen Vertreter), wenn überhaupt, nur mit körperlich Behinderten zu tun. Und da...siehe oben.

      Den Bericht über die Urlauberin habe ich auch gesehen/gelesen, ist leider kein Einzelfall.

      Es ist insgesamt ein schwieriges Thema, weil stark von nicht steuerbaren Empfindungen geprägt.
      Im Gegensatz zum Hirn meldet sich der Magen wenn er leer ist.
    • Im Lokal ist Kinderfasching.
      An der Tür gibt es Getuschel.
      Eine Mutter bringt ihr Sterntalerkind.
      Das ist geistig schwer behindert,
      kann nicht sprechen, nur so brummeln,
      doch es strahlt, weil hier so viele Kinder sind.

      Und die Mutter setzt sich mit ihm
      an die lange Kaffeetafel,
      ihr kleiner Sterntaler klatscht zu der Musik.
      Keiner schenkt ihnen Kakao ein,
      niemand setzt sich in die Nähe,
      ab und zu nur trifft sie ein verstohlener Blick.

      Als die Kinder tanzen, schwingt sie
      auch ihr Kind herum im Kreise.
      Manche tanzen weiter, andre bleiben stehn.
      Jemand sagt: „Das ist geschmacklos,
      schließlich sind wir keine Anstalt."
      Unsere Kinder sollen so etwas nicht sehn.

      Als mein gelber Wellensittich aus dem Fenster flog,
      hackte eine Schar von Spatzen auf ihn ein,
      denn er sang wohl etwas anders
      und war auch nicht so grau wie sie,
      und das passt in Spatzenhirne nicht hinein.

      ostmusik.de/wellensittich_und_spatzen.htm
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Ich habe wohl insofern ein besonderes Verhältnis zu Behinderten, als daß mein Onkel durch einen Sauerstoffmangel während der Geburt Epileptiker ist und ich diverse Anfeindungen seit meiner frühesten Kindheit nur allzugut kenne.

      Daß mein Onkel überhaupt noch lebt, hat er seiner mutigen Kinderärztin zu verdanken, denn er (geboren 1936) sollte nach Theresienstadt gebracht werden.

      Ich konnte mir keinen gutmütigeren, hilfsbereiteren und besseren Onkel wünschen - und als ich alt genug war, die Zusammenhänge zu verstehen (von den Anfällen habe ich zunächst kaum etwas mitbekommen), habe ich lernen müssen, die Sticheleien anderer Kinder zu überhören.
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Mit geistig behinderten Menschen habe ich keine Erfahrung. Über den Artikel muß man nicht lange diskutieren, denke ich.

      Meine Erfahrung mit Behinderten ist die, daß meine Mutter eine Zeit lang auf den Rollstuhl angewiesen war. Man merkt in so einer Zeit zweierlei. Das eine ist, wie störend selbst kleinste Stufen sein können. Ich dachte früher immer, barrierefrei bauen schön und gut, aber wegen ein paar Zentimetern Randstein muß man sich nun wirklich nicht aufregen - falsch. Lifttüren, die man von Hand öffnen muß, eine kleine Treppe mit nur zwei Stufen, das in der Kurve am abgesenkten Randstein geparkte Auto - das alles kann zu einem riesen Hindernis werden.

      Meine zweite Erfahrung ist ein sehr uneinheitliches Verhalten der Mitmenschen: ein Teil ist ausgesprochen hilfsbereit, hält Türen auf, läßt einen mit dem Lift fahren und wartet auf den nächsten usw. Andererseits: Findet mal in der Stadt einen Behindertenparkplatz, der nicht mit einem Nichtbehinderten besetzt ist. Ich glaube, viele Leute meinen das nicht böse, sondern handeln aus Unwissenheit. Behindertenparkplätze sind z.B. länger, was das Ausladen des Rollstuhls aus dem Kofferraum erleichtert oder gar erst ermöglicht. Es geht nicht nur darum, daß man überhaupt einen Parkplatz hat. Auch meinen viele Behinderte, sie dürften sich mit ihrem normalen Behindertenausweis auf solche Plätze stellen und wissen nicht, daß man einen speziellen Parkausweis braucht, den man nur unter bestimmten Bedingungen erhält. Hier ist m.E. Aufklärung nötig, ein Schild an einem Parkplatz, das erläutert, wer dort parken darf und wer aus welchen Gründen nicht, könnte schon einigen wirklich Gehbehinderten das Leben erleichtern.

      Was die Urlauberin angeht: Ich hoffe, man hält mich nicht für unsozial, wenn ich ein gewisses Verständnis aufbringen kann. Eine U-Bahn-Station vor meiner steigen oft Behinderte mit Betreuern ein und aus. Ich habe schon Menschen gesehen, die wirklich nahezu permanent Schreie ausstießen und zwar nicht gerade leise. Wenn ich mir vorstelle, daß in zwei Wochen Urlaub eine Gruppe von 10 solchen Personen laufend um mich herum ist, weil es z.B. eine kleine Anlage ist, kann ich mir vorstellen, daß das den Urlaub beeinträchtigt. Sicherlich ist eine Klage hier keine Lösung, denn wo sollen die Behinderten denn hin? Einen Urlaub kann man ihnen ja nicht absprechen. Aber vielleicht wäre ein Hinweis des Reiseveranstalters möglich, daß in dem Hotel Behinderte beherbergt werden.