Rincewind schrieb:
Manchmal...
„America First“: Acht deutsche Schüler aus USA abgeschoben
Manchmal kann man sich einfach nur entsetzt an den Kopf fassen. Das ist kein Beispiel für Trumps Idiotie oder America First, sondern schlicht und ergreifend für die Blödheit der Organisatoren - entschuldigt meine Direktheit. Schön, das es die letzten vier Jahre geklappt hat, da hat bei der Einreise offenbar niemand nachgefragt - ESTA Genehmigungen haben dafür nämlich noch nie ausgereicht - auch schon unter Obama nicht.“America First” – acht deutsche Austauschschüler mussten in den USA jetzt am eigenen Leibe erleben, was Donald Trumps Politik für Ausländer bedeutet. Die Waldorfschüler wurden von den Einwanderungsbehörden am Flughafen von Denver verhört und zurück nach Deutschland abgeschoben.
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„Wir platzieren die Schüler in Gastfamilien und sie helfen unbezahlt in örtlichen Unternehmen aus. Sie sollen so die amerikanische Kultur besser verstehen und ihr Englisch verbessern. Natürlich ist das Ganze auch Urlaub für sie.“
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Die letzten vier Jahre lang reisten Schüler von Waldorfschulen aus ganz Deutschland – darunter auch Geschwister von den abgeschobenen Schülern – problemlos nach Salida (Bundesstaat Colorado). Bis die neuste Austauschschüler-Gruppe am Freitagnachmittag am Denver International Airport landete. Dort wurden die 18-Jährigen von den Grenzbeamten der „U.S. Customs and Border Patrol” abgefangen und in eine Haltezelle gebracht. Behördensprecher Jamie Ruiz: „Unsere Beamten haben festgestellt, dass die Schüler nicht die richtigen Visa für die Einreise in die USA hatten. Sie sollten in Firmen in Salida arbeiten, wofür ein Arbeitsvisa nötig ist.“ Masterson ist außer sich, dass das ESTA nicht mehr ausreicht: „In der Vergangenheit wurden die selben Regularien anders ausgelegt. Die Schüler bekommen von den Betrieben kein Geld sondern sammeln nur Erfahrung im Umgang mit Amerikanern.“
ESTA ermöglicht das Visafreie Einreisen in den USA aus touristischen oder geschäftlichen Gründen - eine der Bedingungen ist, dass man in den USA nicht arbeitet - weder bezahlt noch unbezahlt. Siehe die vorletzte Frage der ESTA FAQ der US Botschaft:
Wie kommt man in der Waldorfschule auf die Idee, dass die Schüler unbezahlt in Unternehmen arbeiten zu lassen eine gute Idee ist und vor allem kein Visum erfordert. Die Rechtfertigung ist sprichwörtlich, dass man bisher auch nicht erwischt wurde...Ich möchte in die USA reisen, um als Au Pair, Praktikant oder Journalist zu arbeiten. Ich werde weniger als 90 Tage dort bleiben. Brauche ich ein Visum?
Ja. Wenn Sie in die USA einreisen, um zu arbeiten oder zu studieren, ist fast immer ein Visum nötig. Dies gilt auch, wenn Sie weniger als 90 Tage bleiben möchten und der Job nicht bezahlt wird.
DORTMUNDER ABITURIENT LANDET ALS ILLEGALER ARBEITSMIGRANT IN US-GEFÄNGNIS
Grundlage für das Visafreie Reisen in die USA ist eine ESTA Genehmigung. Zwei der Grundpfeiler (die auch überall stehen wenn man sich darüber informiert sind a) keine Arbeiten - auch nicht "ehrenamtlich", sprich gratis und b) das man über ein Rück- oder Weiterflugticket verfügt.
Nun aus dem Artikel:
Für drei Monate will der 18-Jährige Abiturient in die USA. Die elektronische Reisegenehmigung ESTA hatte Benedikt bereits ordnungsgemäß beantragt.
Benedikt Schäfer versucht, seine Pläne zu erklären: Dass er einem befreundeten Professor beim Umzug helfen wolle und dann auf einer Farm ehrenamtlich aushelfen. Einen Rückflug hat er zu diesem Zeitpunkt noch nicht: „Meine letzten zwei Wochen in den USA wollte ich offen halten, eventuell noch reisen oder so.“
Natürlich hat dann schon bei der Einreise der entsprechende Beamte die Info, dass er kein Rückreiseticket hat - die erste rote Lampe. Dann will er "ehrenamtlich" irgendwo arbeiten - vermutlich gegen Kost und Logis - zweite rote Lampe, dann will er die vollen drei Monate bleiben, die theoretisch möglich sind - offenbar ohne genügend Kohle für solch einen Aufenthalt vorweisen zu können oder vorher irgendwas gebucht zu haben - dritte rote Lampe und dann kommt er frisch von der Schule, hat also kaum wirtschaftliche Bindungen an Deutschland - in Kombination mit dem Rest die vierte rote Lampe. Selbstverständlich haben die ihn für einen illegalen Arbeitsmigranten gehalten - genau das hatte er vor.
Jetzt könnte man als Zeitung darauf hinweisen, dass all das nicht von der elektronischen Reisegenehmigung erfasst ist, stattdessen kommt der Verweis auf Trump. Das wäre unter Obama nicht anders gewesen.
Klarer Fall von naiv und dumm gelaufen - objektiv gesehen ist das vorgehen und das Resultat völlig klar...
“Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
Benjamin Franklin
Benjamin Franklin