Clickbaiting, saftige Versuchung

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    • Clickbaiting, saftige Versuchung

      Lesestoff, ich sage nix dazu. Noch nicht, passt erstmal nicht. Ihr werdet es verstehen. 8)

      faz.net/aktuell/feuilleton/cli…tungsjungen-14198825.html
      "Wo das Bewusstsein schwindet, dass jeder Mensch uns als Mensch etwas angeht, kommen Kultur und Ethik ins Wanken.
      Das Fortschreiten zur entwickelten Inhumanität ist dann nur noch eine Frage der Zeit."
      (Albert Schweitzer)
    • Nun ist es Zeit, dass ich mich zu dem Artikel äußere. Zunächst die Erklärung, was Clickbaiting ist, falls das nicht deutlich wurde: Mit Clickbaiting (auf deutsch übersetzt "Klickköder") wird medienkritisch ein Prozess bezeichnet, Inhalte im World Wide Web mit einem Clickbait anzupreisen. Reißerische Titel.

      Brauchen wir Schutz vor Artikeln, die mehr versprechen als sie dann zeigen? Im oben verlinkten Text ist das Beispiel: "Da ist etwa der Mann, der aus siebentausend Euro etwas Unglaubliches gemacht haben soll. Es zeigt sich: Ja, er brauchte nur siebentausend Euro plus ein Grundstück auf einer thailändischen Plantage und zwei geschickte Kumpels, wer hat das nicht? "


      Ich finde, davor muss ich nicht geschützt werden. Neugier ist menschlich und wenn ich enttäuscht bin, weil die Sensationsgier unbefriedigt blieb, ist das ertragbar. Die schiere Menge dieser reißerisch übertitelten Artikel stört mich. Nicht nur die Bild-Zeitung arbeitet damit, es scheint normal geworden zu sein. Natürlich muss der Text beworben werden, damit er gelesen wird.

      "Wo das Bewusstsein schwindet, dass jeder Mensch uns als Mensch etwas angeht, kommen Kultur und Ethik ins Wanken.
      Das Fortschreiten zur entwickelten Inhumanität ist dann nur noch eine Frage der Zeit."
      (Albert Schweitzer)
    • Bei der Flut an Medien muss natürlich jeder für sich selektieren. Das ist mit dem Internet deutlich mehr geworden.

      Die Neugier lässt auf "Sensation" eher klicken. Eine Vielzahl an Medien verkäuft damit gut. Ich freue mich inzwischen, wenn ich auf eine Seite gelange, wo alles gut strukturiert und nicht bunt ist. Für mich gehört auch dieses nervige "das könnte sie auch interessieren" in div. Ausführungen dazu. Von seitlich aufklappend bis rumscrollende Bänder.
      "Wo das Bewusstsein schwindet, dass jeder Mensch uns als Mensch etwas angeht, kommen Kultur und Ethik ins Wanken.
      Das Fortschreiten zur entwickelten Inhumanität ist dann nur noch eine Frage der Zeit."
      (Albert Schweitzer)
    • Das hat sich aber wirklich ausgebreitet wie die Pest. Und nicht nur irgendwelche dubiosen Seiten. Leider war das in rasant zunehmender Anzahl auch bei Seiten, die solche Anlocküberschriften eigentlich nicht nötig hätten. Inzwischen hab ich solche Artikel dann schon gar nicht mehr angeklickt, auch wenn der Inhalt eventuell von Interesse gewesen wäre.
      Seid barmherzig. Das Leben ist schon schwer genug!
      Kutte Tucholsky
    • Die Überschrift im Wirtschaftsteil der FAZ ist übelstes Clickbaiting.

      Hier wird suggeriert, dass es sich für Facebookuser um ein sehr wichtiges Problem handele.
      Tatsächlich hat FB aber tausende von Leichen im Keller, gegen die Clickbaiting nur eine Petitesse ist.
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      "Die heutige politische Klasse ist gekennzeichnet durch ein Übermaß an Karrierestreben und Wichtigtuerei
      und durch ein Übermaß an Geilheit, in Talkshows aufzutreten."


      Helmut Schmidt
    • Zwiebel schrieb:

      Ich finde, davor muss ich nicht geschützt werden. Neugier ist menschlich und wenn ich enttäuscht bin, weil die Sensationsgier unbefriedigt blieb, ist das ertragbar. Die schiere Menge dieser reißerisch übertitelten Artikel stört mich. Nicht nur die Bild-Zeitung arbeitet damit, es scheint normal geworden zu sein. Natürlich muss der Text beworben werden, damit er gelesen wird.
      Das Phänomen lässt sich in letzter Zeit wirklich inflationär oft beobachten, leider immer häufiger auch bei seriöser Presse. Über Geschmack lässt sich natürlich streiten, ich persönliche finde solche Überschriften schon eher störend, da sie direkt einen faden Beigeschmack bei mir auslösen: Davor muss man natürlich nicht geschützt werden, wie Zwiebel es nennt. Bedenken muss man nur, dass durch den Klick Geld generiert wird: Clickbaiting definiert sich beispielsweise dadurch, dass es in erster Linie darum geht, Traffic zu generieren. Das ist mit dem Klick abgeschlossen, der Inhalt muss ergo gar nicht halten, was er verspricht. Dieser Artikel stellt in diesem Zusammenhang beispielsweise eine ganz treffende Analogie fest zwischen der "Curiosity Gap" beim Clickbaiting und dem "Cliffhanger" bei Fernsehserien: Der Leser bzw. Zuschauer will einfach seine Neugier befriedigen und klickt bzw. guckt automatisch weiter. Das bindet und ist entsprechend effektiv. Davon kann man halten was man will, aber der oben von Zwiebel verlinkte FAZ-Artikel trifft es zumindest insofern, dass Clickbaiting, Zitat: "[...] die Menschheit am untersten Zipfel ihrer Denkfähigkeit [erwischt], wo nur noch Neugier und Naivität sitzen"...
      Viele Grüße :]