Zu viel Urlaub für deutsche Arbeitnehmer?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Zu viel Urlaub für deutsche Arbeitnehmer?

      Berlin - Deutsche Arbeitnehmer sollen nach dem Willen des Unternehmerverbands mittelständische Wirtschaft (UMW) künftig zwei Wochen Urlaub weniger pro Jahr machen. Vorstandschefin Ursula Frerichs sagte der "Bild"-Zeitung: "Sechs Wochen sind zu viel, vier Wochen reichen völlig aus."

      Frerichs begründete die Forderung damit, dass Deutschland bei den Urlaubstagen weltweit an der Spitze läge und die Beschäftigten im Verhältnis zu anderen Ländern immer noch doppelt so viele freie Tage hätten. "Wir müssen unsere Besitzstände zurückschrauben, könnten die Vier-Wochen-Regelung 2011 auf Probe einführen, um den Aufschwung zu unterstützen", sagte Frerichs.

      Auch der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) ist für eine zeitweise Absenkung des Urlaubsanspruchs - auf fünf Wochen. Das sei auch wegen des akuten Fachkräftemangels erforderlich, argumentiert BVMW-Präsident Mario Ohoven.

      "Deutschland ist mit 40,5 bezahlten freien Tagen Urlaubs-Europameister", sagte er der Onlineausgabe der Zeitung. Dazu kommen noch Krankheitstage, die die Unternehmen belasten. Der Mittelstand hat jetzt wieder volle Auftragsbücher, da wird jeder gebraucht. Deshalb sollte zur Sicherung des Aufschwungs der bezahlte Urlaub momentan auf fünf Wochen beschränkt bleiben."

      Darüber hinaus gehende Ansprüche könnten auf einem Arbeitszeitkonto geparkt und zum Beispiel bei schlechter Auftragslage abgegolten werden.
      manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,712799,00.html

      Das ist ja mal außerordentlich interessant. Der deutsche Arbeitnehmer hat sechs Wochen Urlaub? Das Bundesurlaubsgesetz schreibt bei Vollzeitarbeit 24 Tage (bei einer 6-Tage-Woche) vor - das sind vier Wochen. Und bei 30 Tagen sind es fünf. Also nicht sechs.

      Deutsche AN haben doppelt so viele Urlaubstage wie AN in anderen Ländern? Welche Länder meint die Dame? Burkina Faso? Im europäischen Vergleich liegt die Zahl der Urlaubstage jedenfalls im Durchschnitt, nicht an der Spitze: mdr.de/mdr-aktuell/7588378.html

      "Wir müssen unsere Besitzstände zurückschrauben" - wenn ich das schon wieder höre. Die Dame sagt "wir" und meint "ihr" - nämlich die abhängig Beschäftigten. Bei guter Auftragslage ist es den Arbeitgebern wohl nicht zuzumuten, mehr Leute einzustellen? Vielleicht sogar die, die sie während der Krise rausgeworfen haben?

      Bei dem, was Frau F. sonst so von sich gibt, ist das ganze wohl eher der nächste (unfreiwillig komische) Versuch, das Sommerloch zu füllen...

      Was Herr Ohoven sagt, ist dann doch noch einpaar Zacken unverschämter. "Dazu kommen noch Krankheitstage, die die Unternehmen belasten." Klar, die Arbeitnehmer machen blau, damit sie einfach noch länger Urlaub machen und im Urlaub schwarz arbeiten können. Und Krankheiten wie Krebs oder Burnout-Sysndrom sind wie Urlaub!

      Da ist es doch besser, man streicht dem faulen Pack den Urlaubsanspruch zusammen - das wird dann sicher auch die Krankschreibungen wegen Burnout, Krebs, Knochenbrüchen und Atemwegsinfekten wie Angina, Bronchitis und Lungenenzündung zurückgehen lassen. Ein so gesundgesparter Arbeitnehmer springt doch mit Freude mit spätestens 65 in die Kiste - da hat man gleich noch was für die Entsorgung des Wohlstandsmülls Entlastung der Rentenkassen getan...

      Ich glaub, ich brauche einen Eimer...
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Und bei 30 Tagen sind es fünf. Also nicht sechs.
      Natürlich darfst Du dir die Ergebnisse so zurechtlegen, wie Du möchtest bzw. so interpretieren, daß sie in deine Argumentation hineinpaßt. Fakt ist allerdings, daß das Gros der deutschen Arbeitnehmer 30 Tage Urlaub bei einer 5-Tagewoche hat und damit an der Spitze steht, ob einem das nun paßt oder nicht. Die hatte ich ja schon seinerzeit als Kfz-Mechaniker und die sind so ziemlich mit am bescheidensten dran.
      Aber Gewerkschaft sei Dank war das urlaubstechnisch eben so. :D
      Man kann doch nicht die gesetzlichen Mindestvorgaben mit den Gegebenheiten zusammenschmeißen.


      Ansonsten enthalte ich mich jeder Wertung. :owackel:
    • Original von CheeseBürger
      Fakt ist allerdings, daß das Gros der deutschen Arbeitnehmer 30 Tage Urlaub bei einer 5-Tagewoche hat und damit an der Spitze steht, ob einem das nun paßt oder nicht.


      30 Tage Urlaub hatte ich das letzte Mal vor ungefähr 15 Jahren, dann waren es plötzlich 24 Tage. Die kleineren Betriebe, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, halten sich nur an die Mindestvorgaben. Von den Zeitarbeitern will ich gar nicht reden.
    • Bei uns ist es nach Alter gestaffelt. Fängt mit 26 Tagen an und endet bei 30. Waren mal 32. Das Ganze bei 5 Arbeitstagen und 37,5 Stunden in der Woche (theoretisch).

      Ich kann mich irren, aber wir haben in Deutschland wohl auch noch recht viele Feiertage und ein sehr großzügiges Gesundheitssystem (Thema Kuren) -jedenfalls im internationalen Vergleich. Nach meinem Kenntnisstand, den ich aber um diese Uhrzeit nicht mehr beweisen will, haben wir schon recht viel frei. Soll aber auch ruhig so bleiben solange wir uns das leisten können. Das Problem ist halt nur, dass immer in eine Richtung gefordert wird.

      Und, liebe Gräfin, genausowenig wie alle Arbeitnehmer Verbrecher sind, sind alle heilige Engel. Die Krankheitsregelungen werden von dem ein oder anderen schon ganz gut beherrscht und ausgenutzt. Ich z. B. brauche einen Eimer, wenn der eine sich engagiert und mit dem Kopf unter dem Arm arbeiten kommt und die andere sich 20 Minuten Arztbesuch gutschreiben lässt. Das geht nämlich nicht nur zu Lasten des Arbeitgebers, sondern vor allem zu Lasten der Kollegen. X(
      Im Gegensatz zum Hirn meldet sich der Magen wenn er leer ist.
    • Original von pete Das Problem ist halt nur, dass immer in eine Richtung gefordert wird.

      So ist es - zumal es ja nicht bei Forderungen bleibt, sondern die auch umgesetzt werden. Und genau darüber rege ich mich ja auch auf.

      Und, liebe Gräfin, genausowenig wie alle Arbeitnehmer Verbrecher sind, sind alle heilige Engel.

      Dessen bin ich mir durchaus bewußt. Auch ich habe "Kollegen", die beim leisesten Anschein eines Schnupfens eine Woche zu Hause bleiben oder bei denen man den Eindruck hat, daß sie ihr(e) Kind(er) nachts auf den Balkon stellen, damit sie krank werden. Und andere, die ihre Erkältung am Wochenende zu Hause kurieren. Die drei kleine Kinder und trotzdem seit Jahren nicht einen einzigen Krankheitstag haben - und dann für die Kollegen mit "zarter Gesundheit" mit unbezahlten Überstunden Vertretung schieben.

      Aber das kriegt man weder durch pauschale Verunglimpfungen und Unterstellungen noch durch Kürzung des Urlaubs hin.
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Ich verstehe deine Argumentation nicht, Gräfin.
      Einerseits regst du dich über eine Urlaubskürzung auf, die aber nur für die gelten soll, die mehr als 24 Tage Urlaub im Jahr haben, denn diese sind ja laut deinem ersten Zitat "ausreichend". Von einer weiteren Kürzung ist keine Rede.

      Und wenn, wie du meinst, der Großteil eh nur die gesetzlich vorgeschriebenen 24 Tage hat, ist doch kaum jemand betroffen. Oder vielleicht doch?

      P.S.: Zu den Statistiken der Urlaubstage im europäischen Vergleich, hast du bestimmt auch den Vergleich der Krankentage, oder?
    • Original von CheeseBürger
      Fakt ist allerdings, daß das Gros der deutschen Arbeitnehmer 30 Tage Urlaub bei einer 5-Tagewoche hat...

      Wo kann man das nachlesen?

      Original von CheeseBürger
      Man kann doch nicht die gesetzlichen Mindestvorgaben mit den Gegebenheiten zusammenschmeißen.

      Aber natürlich kann man das. Das BUrlG gibt ja nur das Mindestmaß für den Urlaub vor, der Rest ist Sache der Tarifparteien. Wenn überhaupt noch nach Tarif gezahlt und Urlaub gewährt wird - und das wage ich insbesondere für Zeit-/ Leiharbeiter, Minijobber und EEJ doch zu bezweifeln. Von denen kriegt das Gros vermutlich den gesetzlich vorgeschriebenen Mindesturlaub. Die Frage ist, welchen Anteil diese Arbeitnehmer in der Gesamtheit der Arbeitnehmer darstellen.

      Nur - um Zeit-/ Leiharbeiter, Minijobber und EEJ geht es in dieser Diskussion nicht, sondern an die Arbeitnehmer mit "Besitzständen"- denn die Forderungen von Frerichs und Ohoven gehen offensichtlich nicht an die Politik, sondern an die eigenen Verbandsmitglieder, die über die vier Wochen hinaus Urlaub gewähren. Oder habe ich das falsch verstanden?

      Original von thejailer
      Und wenn, wie du meinst, der Großteil eh nur die gesetzlich vorgeschriebenen 24 Tage hat, ist doch kaum jemand betroffen. Oder vielleicht doch?

      Du hast recht - da habe ich mich blöd ausgedrückt. Mal abgesehen davon, daß ich die Forderung nach Urlaubskürzung in Zeiten eines Aufschwungs für inakzeptabel halte (Urlaubskürzung ohne Lohnausgleich ist Lohnkürzung!), war ja auch nicht klar, an wen sie sich richtet: an die Tarifparteien oder an die Politik. Im ersten Fall wären nur die AN mit mehr als vier Wochen Urlaub betroffen, im zweiten Fall alle.

      Im übrigen scheinen Frau Frerichs und Herr Ohoven keine Ahnung zu haben, was derzeit in KMU los ist. Ich kann natürlich nicht für alle UNternehmen sprechen, aber ich sehe das doch in meiner Ansatalt. Etliche unserer Auszubildenden müssen nach der Schule noch in die Firma und arbeiten auch an Wochenenden und Feiertagen, weil bei anfallender Mehrarbeit niemand eingestellt wird. Wobei hier von temporärer Mahrarbeit kaum noch die Rede sein kann, sondern unbezahlte Überstunden in Größenordnungen inzwischen zum guten Ton gehören. Und diesen Mitarbeitern soll jetzt noch teilweise der Urlaub gestrichen werden, weil noch mehr Arbeit anliegt? "Den Aufschwung unterstützen" ist doch nur ein zynischer Euphemismus für "den Gewinn der Unternehmen erhöhen" - und zwar ausschließlich auf Kosten der Mitarbeiter.

      Original von thejailer
      P.S.: Zu den Statistiken der Urlaubstage im europäischen Vergleich, hast du bestimmt auch den Vergleich der Krankentage, oder?

      Leider nicht - obwohl das mit Sicherheit interessant wäre. Ich lese immer nur, daß die durchschnittliche Zahl der Krankentage je Arbeitnehmer seit Jahren rückläufig ist - und das, obwohl die Zahl psychisch kranker Menschen deutlich ansteigt. Und wenn man mit Burnout ausfällt, dann mit Sicherheit nicht nur ein paar Tage.
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Und? Dann ist es mittlerweile sogar noch mehr.
      Wenn Dir natürlich Gegenteiliges vorliegt, dann nur heraus damit.

      Ich kann nur Carsten zitieren, der hat die Diskussionsgrundlage auch nicht verstanden.
      Ich verstehe deine Argumentation nicht, Gräfin. Einerseits regst du dich über eine Urlaubskürzung auf, die aber nur für die gelten soll, die mehr als 24 Tage Urlaub im Jahr haben, denn diese sind ja laut deinem ersten Zitat "ausreichend". Von einer weiteren Kürzung ist keine Rede.


      Original von CheeseBürger
      Man kann doch nicht die gesetzlichen Mindestvorgaben mit den Gegebenheiten zusammenschmeißen.
      Aber natürlich kann man das.

      Seit wann hat eine 6-Tagewoche denselben Stellenwert, wie eine 5-Tagewoche? Ich habe auch noch nie jemanden gesehen, der seine 30 Tage Urlaub von 5 auf 6 Tagewochen umgerechnet hat. Außer Dir, weil es eben so gut in deine Argumentation reingepaßt hat.
    • Es war ein Fehler, den Thread so zu beginnen - ich hätte die Forderungen aus der Wirtschaft nicht mit dem BUrlG zusammenwerfen sollen (das sollte eigentlich nur ein Nebenthema sein).

      Mir ging es vor allem darum, daß es doch widersinnig und unverschämt ist, im Aufschwung Lohnkürzungen zu verlangen.
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Ich glaube, so einfach kann man das auch nicht sagen. Es ist eine Unverschämtheit, wenn große Unternehmen Lohnkürzungen verlangen, damit letztendlich die Aktionäre eine größere Dividende bekommen.

      Bei Klein- und mittelständischen Unternehmen kann ich es schon verstehen. Die haben nicht soviel von dem Aufschwung, bzw dauert es oft eine gnaze Zeit, bis der bei denen ankommt.
    • Original von Orthogräfin
      ... ich hätte die Forderungen aus der Wirtschaft nicht mit dem BUrlG zusammenwerfen sollen.

      Naja, sag ich doch, daß man das nicht zusammenwerfen kann.
      Ich will ja keinem seinen Urlaub streitig machen, aber so funktionierte das eben nicht. Im schlimmsten Fall bekommt man eine Neiddebatte und hetzt Arbeitnehmer mit Mindesturlaub auf diejenigen mit wesentlich mehr Urlaubstagen.

      War aber eh nur ein Sommerloch. :zlücke:


      Zu den Erhebungen in Sachen durchnittlich 30 Tage, gibt es hier noch etwas und auch hier.