daß die Mißbrauchsquote bei Hartz-IV-Empfängern im Jahr 2009 deutlich unter drei Prozent lag
Das sind aber nur die aufgedeckten Fälle. Die Dunkelziffer liegt natürlich höher. Aber selbst wenn es 6, 7 oder gar 10 Prozent sein sollten, dürfte das nicht wirklich relevant sein. Um diese wirklich faulen Zeitgenossen kann man sich ja kümmern, wenn die Arbeitswilligen in Lohn und Brot sind. Nur weil das unmöglich zu schaffen sein wird, lenken Politiker wie Westerwelle die Aufmerksamkeit auf den geringen Prozentsatz, um das eigene Unvermögen zu überdecken.
Dem Rest deines Beitrags kann ich mich eigentlich nur anschließen. Vor allem dem Punkt, dass eine Firma die keine Löhne zahlt, von denen die Angestellten leben können, keine Existenzberechtigung hat.
Kleines Beispiel aus unserer Region. Letztes Jahr wurde bei uns eine Baufirma hoch genommen, die wegen der Dumpinglöhne berüchtigt war und den anderen Firmen mehr als nur ein Dorn im Auge war. Man kann auch davon ausgehen, dass ein Konkurrent dafür verantwortlich war, dass auf einer Baustelle vier Rumänen bei der Schwarzarbeit für besagte Firma erwischt wurden. Das ist nichts neues und leider immer noch Gang und Gäbe in der Branche, aber hat nichts mit unserem Thema zu tun. Im vorliegenden Fall wurden die regulären Beschäftigen zur Aussage vorgeladen und bei den Gesprächen stellte sich heraus, dass die angestellten Fachkräfte selbst nur einen Durchschnittslohn von 6,50 die Stunde hatten (die Bauhelfer noch weniger), nahezu alle Angestellten von der Arge vermittelt und zum (mir unbekannten) Teil auch noch mit Lohnzuschüssen subventioniert wurden. Der "Trick" um für qualifizierte Fachkräfte nur einen Hungerlohn zahlen zu müssen, war simpel. Die Leute wurden als "Monteure" eingestellt und nicht als Maurer, somit waren die Arbeitgeber an keine Tarife gebunden. Dachten sie jedenfalls. Ich habe die Sache auch nicht weiter verfolgt und weiß nur, dass die Firmeninhaber wegen mehrerer Vergehen angezeigt wurden, die Firma nicht mehr existiert und die Arge unserer Nachbarstadt ihren Ruf nicht gerade verbessert hat.
Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass eine Firma, die solche Hungerlöhne zahlt UND zudem noch von der Arge subventioniert wird, viel günstigere Angebote schreiben kann, als eine Firma die annähernd Tariflöhne zahlt. Wie kann die Arge so ein asoziales Verhalten noch fördern? Ok, die Frage war rhetorisch: Immerhin konnte man so ja die Statistiken wieder ein wenig verschönern. Dass einige der Beschäftigten ihr Gehalt dennoch über die Arge aufstocken mussten, spielt dabei ja keine Rolle. Genauso wenig die Tatsache, dass im Laufe der Zeit viele tausend Euro Lohnzuschüsse an eine ominöse Firma bezahlt wurden und echte Arbeitsplätze verloren gingen.
Es muss ein Mindestlohn eingeführt werden, der auf der einen Seite keine echten (!) Arbeitsplätze vernichtet, aber den Beschäftigten ein Einkommen ermöglicht, vom dem man leben kann. Firmen die das nicht können, sind es nicht wert zu existieren, denn letztendlich werden sie ja nur vom Steuerzahler subventioniert. Aber glaubt mir, das wären nur sehr wenige Firmen.
Und ich möchte die Welle (und die, die sein Geschwafel ernst nehmen) mal sehen, wenn er für 5,50 die Stunde auf dem Bau schuften müsste. Der würde wahrscheinlich nach zwei Stunden Arbeit heulend in der Ecke sitzen.
Ich wundere mich ein wenig, wie man so eine Type a'la Westerwelle überhaupt ernst nehmen kann
Tja, das ist so eine Sache. Ich habe den Kerl auch immer als Lachnummer betrachtet und mache das eigentlich auch heute noch, dennoch ist der Kerl Außenminister und Vizekanzler von Deutschland geworden.