Bombennacht von Dresden

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    • Heute fand in Dresden eine der größten Demonstrationen von Rechtsextremisten in der deutschen Nachkriegsgeschichte statt - vor dem Hintergrund der Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Bombardierung der Stadt.
      Was mich fast noch mehr als dieser Aufmarsch an sich entsetzt, ist die Tatsache, daß es erstens kaum ernstzunehmende Gegendemonstrationen der Dresdner Bevölkerung gegeben hat und zweitens, daß diese wenigen Gegendemonstranten von der Polizei (aus sieben Bundesländern [[URL=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,341565,00.html]Quelle[/URL]]!) von der Polizei abgedrängt wurden (Quelle).

      Ich möchte an dieser Stelle Konstantin Wecker zitieren:

      Sage nein!

      Wenn sie jetzt ganz unverhohlen
      wieder Nazilieder johlen,
      über Juden Witze machen,
      über Menschenrechte lachen,
      wenn sie dann in lauten Tönen
      saufend ihrer Dummheit frönen,
      denn am Deutschen hinterm Tresen
      muß nun mal die Welt genesen,
      dann steh auf und misch dich ein:
      sage nein!

      Meistens rückt dann ein Herr wichtig
      die Geschichte wieder richtig,
      faselt von der Auschwitzlüge,
      leider kennt man's zur genüge...
      mach dich stark und bring dich ein,
      zeig es diesem dummen Schwein:
      sage nein!

      Ob als Penner oder Sänger,
      Bänker oder Müßiggänger,
      ob als Priester oder Lehrer,
      Hausfrau oder Straßenkehrer,
      ob du sechs bist oder hundert,
      sei nicht nur erschreckt, verwundert,
      tobe, zürne, bring dich ein:
      sage nein!
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Schwierig zu sagen. Vielleicht war es auch die Angst vor Krawallen und Schlägereinen, die die Leute abgehalten hat sich zur Gegendemonstration zu formieren.
      Auch glaube ich, daß es richtig war, den einen Teil vom anderen zu trennen. Als reine Schtzmaßnahme.

      Aber Nachdenklich stimmt einen das schon... da muss ich Dir Recht geben Gräfin
      "Ich gebe immer 100% bei der Arbeit:
      Montag: 20%, Dienstag: 14%, Mittwoch: 12%, Donnerstag: 24%, Freitag: 10%, Samstag: 16%, Sonntag: 4%


      <------ mit ohne Smilie
    • @Gräfin:

      Gegendemonstration? Hmm ...

      Wie geht denn sowas in aller Regel aus - Demo vs. Gegendemo? Kennt man ja zur Genüge.
      Soviel ich weiß, war auch in DD eine Gegendemo unterwegs. Nun gut.

      Mir erscheint allerdings sinnvoller, daß sich die Dresdener nicht von ihrer langjährigen Tradition des stillen Gedenkens abbringen lassen.
      Zehntausende, die sich den ganzen Tag bis weit nach Mitternacht um die Semperoper und die Frauenkirche versammeln.
      Anstatt sich in Straßenschlachten zu echauffieren!

      Gegen Extremisten helfen keine Demos oder Gegendemos, ganz im Gegenteil, sowas arbeitet denen nur in die Arme, weil so gewollt. Da regelmäßig in Gewalt ausartend.

      Wenigstens das sollten wir in unserem heutigen Vaterland besser machen als unsere altvorderen Klassen- und sonstigen Kämpfer.

      Gute Nacht, allerseits.
    • Ich spreche nicht von Straßenschlachten.

      In Leipzig versuchen die Rechtsradikalen mit ihrem Anführer Worch seit Jahren, vom Hauptbahnhof zum symbolträchtigen Völkerschlachtdenkmal zu marschieren. Gelungen ist ihnen das noch nie - sei es, daß ihnen von Leipzigern der Weg abgeschnitten wurde oder die Zermürbungstaktik der Polizei Erfolg hatte.

      Ich denke, daß man den weder alten noch Neonazis die Straße überlassen darf.
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • @Gräfin:

      Guten Tag, bin wieder auf "Sendung".

      Schön, daß es den Leipzigern und/oder der Polizei gelingt, die Braunen zu stoppen.
      Und genauso schön, daß es den Dresdenern souverän gelang, andere Signale als "braune" in die Welt zu senden: nämlich Frieden, Versöhnung, Erinnern.
      Das von den 5.000 Braunen beabsichtigte "Fanal" ging auf diese Art in der Bedeutungslosigkeit unter.

      Die Leipziger auf ihre Art, die Dresdener auf deren Weise - erstere die "Heldenstadt", letztere die ehemalige sächsische Königsmetropole.
      Sowas prägt natürlich auch die Bevölkerung.

      Sicher, den Braunen sollte die Straße nicht überlassen bleiben, um zu Gewalt, Volksverhetzung, Intoleranz, Vergeltung aufzurufen. Gilt in meinen Augen für alle Extremisten, egal ob rechts oder links.

      Doch ist die Straße nicht der Ort für Auseinandersetzungen. Weil Eskalation droht. Und genau darauf legen Extremisten es an.

      Wo liegt also die Lösung? - Ich fürchte, es gibt keine schnelle Lösung, auch nicht nach nunmehr 60 Jahren deutscher Nachkriegsgeschichte.
      Das ist umso erschütternder, als daß die auf den Straßen marschierenden Extremisten oft, zu oft, junge bis sehr junge Menschen sind, die eigentlich nicht wirklich wissen, wofür sie eigentlich eintreten.

      Da muß sich unsere Gesellschaft schon die Frage stellen: Was haben wir verdammt nochmal falsch gemacht? In der Erziehung, im Bildungssystem, im Umgang mit unserer Geschichte?

      Ich denke, wir haben einen riesengroßen Fehler begangen: "damals die Nazis waren an allem Schuld" - so heißt es.
      Fein. Woher aber kamen sie, die Nazis? Import aus Österreich? Nein, es waren Deutsche, es war das deutsche Volk, das die Entwicklung zuließ und nicht verhinderte.
      Der Nationalsozialismus war ein deutsches Produkt. Von vielen, zu vielen gewollt, oder toleriert, oder nicht verhindert.

      Heute sagen wir sehr gern, wir tragen keine Schuld für die Taten unserer Väter. Das ist richtig. Es befreit uns aber nicht von der Verantwortung, uns mit den Taten der Väter ernsthaft auseinanderzusetzen. Unser Alibi für "damals" kann nicht für unsere heutigen und künftigen Taten gelten.

      Ich finde, Ausgrenzung von Rechten oder Kriminalisierung "Nur-Marschierender" oder Verbote von rechtem Gedankengut wirken nur wie Öl ins Feuer. Es erzeugt Trotz und ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Braunen, zwingt sie also folgerichtig dazu, uns allen ihre Daseinsberechtigung nur noch stärker beweisen zu müssen.
      Das kann nicht der Weg sein, um an diese Menschen heranzukommen.

      Es kann nur den Weg geben, deren Sorgen und Nöte - die sich vielleicht oftmals garnicht so sehr von den Sorgen und Nöten der anderen, die ihnen auf den Straßen entgegentreten - zu erfahren. Und ihnen zu der Erkenntnis verhelfen, daß es für gesellschaftliche Probleme keine einfachen Lösungen gibt. Weder für schwarz noch für weiß. Nur Kompromisse.

      Man muß sie in die Problemlösungen einbeziehen. Auch in Landtagen. Sie sollen ihre Chancen in unserer Demokratie haben. Aber auch wissen, daß die Demokratie wehrhaft ist, sich nicht antasten läßt.
      Sollen die NPD-ler/DVU-ler doch zeigen, ob sie in der Lage und überhaupt willens sind, Probleme im Rahmen der Demokratie zu lösen.
      Nicht Ausgrenzung und Mißachtung, sondern Überzeugung durch Sach- und Fachkompetenz - das sollte der Weg sein, das braune "Phänomen" anzupacken.

      Vielleicht irre ich mich ja, schon möglich. Aber genausogut könnten die irren, welche die Braunen "nur" demonstrativ bekämpfen wollen.
      Die Demokratie hat durchaus Feinde, das ist unbestritten. Wir sollten sehen, daß derer nicht mehr werden wie dazumal '33.
      Ich denke, das ist unsere Verantwortung. Heute wieder besonders.
    • Alter Thread, aktuelle Meldung:

      Die Demonstration der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) wird nicht stattfinden. Die Polizei ist mit ihrer Auflösung beschäftigt. Damit ist es das erste Mal seit Jahren, dass am Tag des Gedenkens an den 13. und 14. Februar 1945 keine Neonazi-Demonstration durch Dresden marschieren wird.

      Quelle der Meldung - da kann man auch die Chronogie der Ereignisse des heutigen Tages nachlesen.

      Ein guter, ein wichtiger Erfolg. :top:
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Orthogräfin ()

    • Tja ein Jahr später, wieder keine Demo der Landsmannschaften, NPD und sonstiger Gestriger. Leider blieb es dieses Jahr nicht friedlich und eine Minderheit der linken Autonomen dominiert die Berichterstattung über die überwiegend friedlichen Blockaden am vergangenen Samstag in Dresden. Schade.

      In den Medien kaum Erwähnung findet hingegen der Überfall eines Trupps Rechter auf das Linke Wohnprojekt "Praxis" im Dresdner Stadtteil Löbtau - während die Polizei zuguckt bzw. den Verkehr regelt:
      [tube]1IkX5J3TwVA[/tube]
      Auch in den offiziellen Polizeiberichten im Netz fand sich über diesen Überfall zunächst kein Wort...

      Dafür hat man dann Samstag Abend die Pressestelle des Aktionsbündnisses Dresden-Nazifrei, eine Anwaltskanzlei und ein Büro der Linkspartei gestürmt und durchsucht - anscheinend ohne richterliche Anordung...

      mz-web.de/servlet/ContentServe…Artikel&aid=1298268688719
      dresden-fernsehen.de/default.aspx?ID=6090&showNews=932555
      freiepresse.de/NACHRICHTEN/REGIONALES/7596337.php
      “Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
      Benjamin Franklin
    • Original von Orthogräfin

      Ich möchte an dieser Stelle Konstantin Wecker zitieren:

      Sage nein!






      Obwohl ich Wecker sehr schätze, so ist doch das originale " Sag nein " von Wolfgang Borchert.(Er war einer meiner beiden Abiturdichter.)

      DANN GIBT ES NUR EINS !

      Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir mor-
      gen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr ma-
      chen - sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins :
      Sag NEIN!
      Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie
      dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für
      Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins :
      Sag NEIN !
      Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst statt
      Puder und Kakao Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins :
      Sag NEIN!
      Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
      einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:
      Sag NEIN !
      Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
      keine Liebeslieder, du sollst Haßlieder singen, dann gibt es nur eins :
      Sag NEIN!
      Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
      die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins :
      Sag NEIN!
      Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
      den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins :
      Sag NEIN !
      Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
      keinen Weizen mehr fahren - sondern Kanonen und Panzer, dann gibt
      es nur eins:
      Sag NEIN!
      Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
      Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins :
      Sag NEIN !
      Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen, du
      sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins :
      Sag NEIN !
      Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst zum
      Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins :
      Sag NEIN !
      Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
      das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Trup-
      pentransporter, dann gibt es nur eins:
      Sag NEIN!
      Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen
      kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
      Sag NEIN!


      Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter
      in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter
      in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo - Mütter in allen Erdtei-
      len, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder ge-
      bären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für
      neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:
      Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!


      Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann:


      dann:


      In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die großen
      Schiffe stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver was-
      serleichig träge gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken, al-
      gen-, tang- und muschelüberwest, den früher so schimmernden dröh-
      nenden Leib, friedhöflich fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben -
      die Straßenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glasäugige Käfige
      blöde verbeult und abgeblättert neben den verwirrten Stahlskeletten der
      Drähte und Gleise liegen, hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen,
      in verlorenen kraterzerrissenen Straßen-


      eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen,
      gefräßig, wachsend, wird anwachsen in den Schulen und Universitäten
      und Schauspielhäusern, auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und
      gierig, unaufhaltsam -


      der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen,
      der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf
      den brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen
      Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken -


      in den Instituten werden die genialen Erfindungen der großen Ärzte
      sauer werden, verrotten, pilzig verschimmeln -


      in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Spei-
      chern werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kür-
      bis und Kirschsaft verkommen - das Brot unter den umgestürzten Ti-
      schen und auf zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelau-
      fene Butter wird stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird
      neben verrosteten Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer
      und die qualmenden Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der
      stampfenden Fabriken werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln
      -zerbröckeln -zerbröckeln -


      dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpeste-
      ter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne
      und unter wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den un-
      übersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen
      betonklotzigen verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig,
      lästernd, klagend -und seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört
      in der Steppe verrinnen, durch die geborstenen Ruinen wehen, versickern
      im Schutt der Kirchen, gegen Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen,
      ungehört, antwortlos, letzter Tierschrei des letzten Tieres Mensch -




      all dieses wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht, vielleicht heute
      nacht schon, vielleicht heute nacht, wenn -- wenn -- wenn ihr nicht
      NEIN sagt.
      Quidquid agis, prudenter agas et respice finem !

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Athineos ()

    • Original von Athineos
      Obwohl ich Wecker sehr schätze, so ist doch das originale " Sag nein " von Wolfgang Borchert.(Er war einer meiner beiden Abiturdichter.)


      Was heißt Abiturdichter?

      Wecker passt aber besonders zu der Dresdner Thematik, er engagiert sich dort und war Samstag auch vor Ort und hat auch gespielt - hier am Hauptbahnhof.

      “Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
      Benjamin Franklin
    • Original von Rincewind
      Was heißt Abiturdichter?

      Wecker passt aber besonders zu der Dresdner Thematik, er engagiert sich dort und war Samstag auch vor Ort und hat auch gespielt - hier am Hauptbahnhof.



      Ich habe 1963 in Bayern Abitur gemacht, wie ich an anderer Stelle schon mal erwähnte.
      Da hatte man die Möglichkeit, aus jeder Periode zwei Autoren zu wählen, über die man im Bedarfsfall referieren musste.
      Warum K.W. nun besonders zu Dresden passen soll, erschließt sich mir nicht so ganz.
      Höchstens, dass er eben vor Ort war.
      Aber das waren wahrscheinlich andere auch!
      Quidquid agis, prudenter agas et respice finem !

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Athineos ()

    • Brandbomben, die den Sprengbomben folgten, entfachten Feuerstürme, die Innenstädte und Keller in Todesfallen verwandelten. In diesem Umfang und mit dieser Zerstörungskraft waren Bombardierungen reiner Wohnviertel bis dahin unbekannt. Ob eine derartige Kriegsführung militärisch sinnvoll, völkerrechtlich zulässig und moralisch vertretbar war, wurde bereits während des Krieges – auch in England und unter den Alliierten – intensiv und kontrovers debattiert. Und bis heute wird immer wieder rechtlich und moralisch über die Grenzfrage gestritten, ob illegitime Mittel überhaupt jemals eingesetzt werden dürfen, um Unrecht zu beseitigen.

      Was Dresden darüber hinaus zu etwas Besonderem macht, ist dies: Nirgends wurde Leid so stark politisch instrumentalisiert wie hier. Die Verfälschung der Geschichte begann schon unter nationalsozialistischer Herrschaft, setzte sich fort in Zeiten der DDR und wird selbst heute noch von einigen Unverbesserlichen weitergeführt.

      bundespraesident.de/SharedDocs…15/02/150213-Dresden.html

      Nein, dieser bellizistische Heuchler ist nicht mein Präsident.
      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens
    • Meine Wahl (davon abgesehen eh eine Sache der merkwürdigen Bundesversammlung) wäre er ebenfalls nicht. Auf ihn trifft die Umschreibung des Gutmenschentum von

      Boris Grundl: "Diktatur der Gutmenschen. Was sie sich nicht gefallen lassen dürfen, wenn sie etwas bewegen möchten", Berlin : Econ 2010


      nahezu idealtypisch zu. Und was noch schlimmer ist, er und seine Ghostwriter merken nicht einmal, dass sie Dresden gerade selbst instrumentalisieren...

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Herrick ()

    • Und was noch schlimmer ist, er und seine Ghostwriter merken nicht einmal, dass sie Dresden gerade selbst instrumentalisieren...

      Genauso ist es. Außerdem: Wie paßt das zusammen, daß der amtierende Bundespräsident in dieser ehemals zerbombten Stadt der Opfer gedenkt und andererseits wieder militärische Einsätze der Bundeswehr im Ausland fordert? Mehr noch - Kriegsgegnern unterstellt, sie seien "glücksüchtig"?

      Gauck sagte gestern in Dresden wörtlich:
      Und bis heute wird immer wieder rechtlich und moralisch über die Grenzfrage gestritten, ob illegitime Mittel überhaupt jemals eingesetzt werden dürfen, um Unrecht zu beseitigen (Quelle).

      (Wie) hat die Bombardierung Dresdens denn irgendein Unrecht beseitigt?

      Ich weiß aber auch: Ein Land, das für eine Ungeheuerlichkeit wie den Völkermord steht, konnte nicht damit rechnen, ungestraft und unbeschädigt aus einem Krieg hervorzugehen, den es selbst vom Zaun gebrochen hatte.

      Das ist einfach nur völlig daneben. Weil Deutschland den Krieg angefangen hat, war es in Ordnung, zehntausende Zivilisten zu ermorden? Darunter tausende Kinder? Glaubt Gauck wirklich, daß die es verdient haben, so zu sterben?
      ______________

      Die Bombardierung Dresdens war ein Kriegsverbrechen - militärisch sinnlos und nur mit der Absicht, Zivilisten zu töten, denn es war ja bekannt, daß Dresden voll von Flüchtlingen war. Meiner Ansicht nach ist jeder Bombenangriff zur Demoralisierung der Zivilbevölkerung ein Kriegsverbrechen. Es hat absolut nichts mit Relativierung zu tun, wenn man die Bombardierung von Dresden als Kriegsverbrechen bezeichnet. Das reduziert auch in keiner Weise unsere Verantwortung, aus unserer Geschichte zu lernen, damit sich sowas nicht wiederholt.

      Wir dürfen es nicht den Rechtsradikalen überlassen, die Bombardierung Dresdens als Kriegsverbrechen zu bezeichnen. Ein Kriegsverbrechen übrigens, für das nie jemand zur Verantwortung gezogen wurde.

      Wenn aber Herr Gauck ständig eines mit anderen aufrechnet, dann gibt er den Opfern von Dresden die Schuld ihrem Schicksal. DAS ist Relativierung. Und je mehr Gauck hier relativiert, desto mehr Wasser ist das auf die Mühlen der braunen Brut.
      Bilder
      • dresden.jpg

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      Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
      Charles Dickens

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Orthogräfin ()

    • Original von Orthogräfin
      Die Bombardierung Dresdens war ein Kriegsverbrechen - militärisch sinnlos und nur mit der Absicht, Zivilisten zu töten, denn es war ja bekannt, daß Dresden voll von Flüchtlingen war.


      Nein.
      de.wikipedia.org/wiki/Luftangr…m_13._auf_den_14._Februar
      Große Teile der Innenstadt und der industriellen und militärischen Infrastruktur Dresdens wurden zerstört.


      Von 22:13 bis 22:28 Uhr fielen die ersten Bomben. 244 britische Lancaster-Bomber der No. 5 Bomber Group zerstörten die Gebäude mit 529 Luftminen und 1800 Spreng- und Brandbomben mit insgesamt 900 Tonnen Gewicht. Sie gingen südwestlich des Zielpunktes in einem 45-Grad-Fächer zwischen der großen Elbschleife im Westen der Stadt, dem industriell bebauten „Ostragehege“ (heute Messegelände) und dem etwa 2,5 km Luftlinie entfernten Hauptbahnhof nieder.

      Ihre Angriffsziele waren einige Rüstungsbetriebe und erneut der Bahnhof und das Reichsbahnausbesserungswerk Dresden in Friedrichstadt.


      Man darf Dresden nicht instrumentalisieren und relativieren. Aber die Behauptung, dass Dresden nur mit der Absicht Zivilisten zu töten bombardiert wurde ist genau das. Eine Instrumentalisierung und Relativierung.
      “Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
      Benjamin Franklin
    • Werter Rincewind: Kennst du die gängige Literatur zum strategischen Luftbombardement ziviler Ziele? Oder zum Beispiel:

      Jörg Friederich: "Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945". Ullstein, Berlin 2004.


      Die Demoralisierung der Zivilbevölkerung war oberstes Ziel des alliierten Luftkriegs, insbl. des britischen Luftmarschall Harris: auch hier gilt, das lange Zeit die Sieger die Geschichtsperspektive vorgeben. Friedrichs Buch hat da einiges an Perspektivenverschiebung bewirkt, obwohl die Sachlage lange Zeit vorher klar war. Aber über Mikrountersuchungen ging man da nicht hinaus. Was die deutsche Luftwaffe mit Guernica im Spanischen Bürgerkrieg, in den Niederlanden, London und Coventry angefangen hat, wurde durch die Theorien eines italienischen Generals während der 20er Jahre entwickelt und antizipiert vor allen Dingen von US-amerikanischen Militärtheoretikern der 30er Jahre, im 2. Weltkrieg von den Alliierten zu geradezu industrieller Perfektion betrieben. Wenn es zwischenzeitlich allein nach Churchill gegangen wäre, hätte man Deutschland „ins Mittelalter zurückgebombt“. Es ging ab Ende 1943 nicht mehr darum, ob es einen militärstrategischen Sinn hatte, etwas zu "zerbomben", sondern allein darum, dass man beweisen wollte, dass man es konnte. Nur so erklären sich viele Bombardements etlicher unbedeutender Städte. Dass Dresden vollgestopft mit Flüchtlingstrecks war, wusste man aufgrund der Luftaufklärung.

      Und wer es als DVD sehen möchte: Rezension zu: Bombenkrieg gegen Deutschland. Dehousing - Bombenterror gegen Zivilisten

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Herrick ()